Finanzielle Abhängigkeitsbeziehungen (Findom Fetisch): Psychologie, Risiken und Therapie
Erfahren Sie alles über die Psychologie hinter finanziellen Abhängigkeitsbeziehungen (Findom), deren Risiken und therapeutische Ansätze. Entdecken Sie Wege, destruktive Muster zu durchbrechen und den Selbstwert unabhängig von finanziellen Opfern aufzubauen.

Inhaltsverzeichnis
Findom (kurz für Financial Domination, zu Deutsch etwa „finanzielle Dominanz“) bezeichnet eine Beziehungs- oder Fetischdynamik, in der eine sogenannter „Geldsklav-in“ freiwillig Geldzahlungen oder Geschenke an einen „Geld-Herr-in“ leistet (Quelle).
Diese Form der Machtdynamik findet sich meist im erotischen Kontext und oft online, ist also ein Porno-Fetisch: Der/die submissive Part (oft Sub genannt) zieht Lust oder Befriedigung daraus, finanzielle Kontrolle an den dominanten Part (oft Dom oder Domme genannt) abzugeben.
Physischer Kontakt findet dabei selten statt; die Machtausübung erfolgt primär über Geldüberweisungen, Tributzahlungen und finanzielle Abhängigkeit (Quelle).
Findom kann als eine Art Rollenspiel betrachtet werden, bei dem Geld zum Mittel der Unterwerfung wird.
Wenn das Verhalten außer Kontrolle gerät, kann übergeordnet von einer Pornosucht mit Ausprägung Findom Fetisch gesprochen werden.
Relevanz in der modernen Gesellschaft
- Zunehmende Bedeutung in der digitalen Ära
- Vermehrtes Auftreten in verschiedenen Beziehungsformen
- Steigende Nachfrage nach therapeutischer Unterstützung
Verbreitete Klischees und Missverständnisse
- "Es geht nur um Geld und Macht"
- "Betroffene sind willensschwach oder naiv"
- "Das Problem lässt sich einfach durch Willenskraft lösen"
Auf diese Klischees und gesellschaftliche Relevanz wollen wir im Folgenden näher eingehen:
Psychologische und emotionale Hintergründe
1. Die Symbolik des finanziellen „Opfers“
Geld ist in unserer Gesellschaft weit mehr als nur ein Zahlungsmittel – es symbolisiert Wert, Macht und Status. Entsprechend wird Geld in Findom-Beziehungen zum zentralen Symbol für Hingabe und Unterwerfung. Indem der submissive Part dem dominanten Part Geld „opfert“, gibt er faktisch Macht ab:
„In allen Gesellschaften sind Geld und Macht synonym, und für manche Menschen ist es der ultimative Reiz und Tabubruch, einem anderen in Form von Geld und Geschenken seine Macht zu übergeben“ (psychologytoday.com).
Finanzieller Verlust als Akt der Hingabe
Der finanzielle Tribut wird so zum Akt der Hingabe; das sogenannte Opfer manifestiert die Bereitschaft, dem dominanten Gegenüber die eigene Kontrolle auszuhändigen.
Aus psychologischer Sicht steckt hinter diesem Opfer eine hohe symbolische Bedeutung. Viele Menschen knüpfen ihr Selbstwertgefühl an Geld und materiellen Erfolg. Genau dieses Prinzip wird bei Findom gezielt auf den Kopf gestellt und erotisiert: „Menschen messen ihren Selbstwert an ihrem Geld. Financial Domination greift dieses Konzept auf und macht daraus etwas Kinkiges – es ist Intimität, auf sehr kapitalistische und masochistische Weise“ (Quelle).
Die Auslagerung des Selbstwerts
Mit anderen Worten: Was im Alltag Status und Sicherheit gibt, wird in der Findom-Dynamik zum Opfergabe und Mittel der Erniedrigung umgedeutet. Für den dominanten Part (Dom/Domme) bedeutet jeder Zahlungseingang die Bestätigung der eigenen Macht –
„das Geräusch, wenn Geld auf ihrem Konto eingeht, erregt die Domme“ (Quelle)
Der submissive Part dagegen erlebt beim Bezahlen einen Mix aus Erregung und Erleichterung, weil er die Verantwortung über sein Geld und damit einen Teil seines Selbstwertes abgibt.
Dieser Kontrollverlust kann paradoxerweise lustvoll sein, da der Sub dabei seinen Alltagsstress und die Bürde der finanziellen Entscheidungsfreiheit für einen Moment loslässt.
Hingabe und Selbstaufgabe
In der Symbolik gleicht das finanzielle Opfer einer radikalen Form der Hingabe. Ähnlich wie in religiösen oder rituellen Opfersituationen wird etwas Wertvolles dargebracht, um Anerkennung oder Nähe zu erhalten. Der*die Submissive „kauft“ sich im übertragenen Sinne die Aufmerksamkeit und Zuneigung des dominanten Parts – was bei niedrigem Selbstwertgefühl als einziger Weg erscheinen mag, überhaupt Beachtung zu finden.
Diese Selbstaufgabe kann mit tiefen psychologischen Bedürfnissen verknüpft sein, etwa dem Wunsch, völlig zu verschmelzen oder sich aufzuhalten, indem man alles gibt. Materielle Werte werden dabei bewusst zurückgestellt oder sogar geopfert, um emotionale Bedürfnisse zu befriedigen.
Finanzielles Opfer als Ventil
Manche Betroffene berichten, dass sie in der Phase des Geldgebens in eine Art Trance oder „Zone“ geraten, in der alle Alltagsängste ausgeblendet sind – das finanzielle Opfer wird so zum Ventil für Stress, Einsamkeit oder Minderwertigkeitsgefühle.
Nach dem „High“ folgt jedoch oft das böse Erwachen, wenn die Realität (geleerter Geldbeutel, Schulden, Scham) zurückkehrt. Dieses Auf und Ab kann die emotionale Abhängigkeit weiter verstärken.
Parallelen zu anderen Macht- und Kontrollbeziehungen
Findom-Dynamiken weisen trotz ihres ungewöhnlichen Mediums (Geld) Parallelen zu anderen Formen von Dominanz und Unterwerfung auf. Im Kern geht es – wie bei physischer BDSM-Praktik – um Machtaustausch und Erniedrigung als Teil des Lustgewinns.
Der Unterschied liegt darin, dass die Demütigung hier über finanzielle Ausbeutung statt körperlicher Bestrafung vermittelt wird. Begriffe wie
„Pay Pig“
oder
„Cash Slave“
verdeutlichen diese Erniedrigungssprache: Der devote Part wird auf die Rolle eines zahlenden „Nutztieres“ reduziert.
Die Beziehungsdynamik von Findom
Vergleichbar ist dies mit emotional missbräuchlichen Beziehungen, in denen ein Partner systematisch das Selbstwertgefühl des anderen untergräbt und Kontrolle ausübt – sei es durch Manipulation, sexuelle Gewalt oder eben finanzielle Abhängigkeit. In der Tat kennen auch toxische Beziehungen außerhalb der Fetischwelt finanzielle Kontrolle als Machtmittel:
Finanzielle Gewalt in Partnerschaften
ist ein dokumentiertes Phänomen und tritt in rund 98 % aller Missbrauchsbeziehungen auf (Quelle).
Dort wird Geld z.B. als Druckmittel eingesetzt – etwa indem der Täter der betroffenen Person den Zugang zu Geld verwehrt oder strikte „Haushaltsgelder“ zuteilt, um sie gefügig zu halten.
Die Dynamik ähnelt dem Findom-Prinzip, nur dass sie in abusive(n) Beziehungen nicht konsensuell ist. Beide Fälle zeigen jedoch, wie Geld zum Instrument der Kontrolle werden kann. Geld ist somit ein Macht-Symbol, das – je nach Kontext – Liebe, Sicherheit, Abhängigkeit oder Demütigung ausdrücken kann.
2. Die Entstehung und Entwicklung solcher Dynamiken
Wie entwickeln Menschen eine Neigung dazu, finanzielle Abhängigkeit als Teil ihrer Beziehungen auszuleben?
Die Hintergründe sind vielfältig und reichen von frühkindlichen Prägungen über familiäre Muster bis zu gesellschaftlichen Einflüssen. Oft greifen diese Ebenen ineinander und formen zusammen die individuellen Glaubenssätze und Bedürfnisse, die später in Findom-Dynamiken münden können.
- Frühe Bindungserfahrungen, in denen Abhängigkeit als unsicher erlebt wurde
- Den Wunsch, endlich die Verantwortung für das eigene finanzielle Wohlergehen abgeben zu können
- Eine tiefe Sehnsucht nach bedingungsloser Akzeptanz, selbst (oder gerade) in der völligen Aufgabe von Kontrolle
Frühkindliche Prägungen (Geld und Macht in der Kindheit):
Unsere Einstellung zu Geld und Macht wird zu einem großen Teil bereits in der Kindheit angelegt. Psycholog*innen sprechen von „Geldskripten“ – tief verankerten, meist unbewussten Glaubenssätzen über Geld, die in der Kindheit entstehen und oft generationenübergreifend weitergegeben werden (Quelle).
Kinder beobachten, wie ihre Eltern mit Geld umgehen, und ziehen daraus Schlüsse:
- Wird Geld mit Liebe belohnt?
- Ist es ein Tabuthema?
- Bedeutet es Stress oder Macht?
Diese frühen Erfahrungen prägen die emotionale Beziehung, die wir zu Geld entwickeln. So kann ein Kind, dessen Eltern Geld als Kontrollmittel einsetzen – etwa durch Belohnung und Bestrafung in Form von Geld oder Geschenken – verinnerlichen, dass finanzielle Abhängigkeit Teil von Liebe und Aufmerksamkeit ist.
Geld wird zum „symbolischen Pfand“
Psychologisch betrachtet kann ein Objekt wie Geld in der Eltern-Kind-Beziehung stellvertretend für Zuneigung oder Macht stehen. Wenn ein Elternteil z.B. Zuneigung vor allem durch teure Geschenke zeigt oder im Gegenteil finanzielle Unterstützung entzieht, um Gehorsam zu erzwingen, lernt das Kind, dass Beziehungen untrennbar mit solchen Transaktionen verknüpft sind.
In der Entwicklung des Kindes formen sich daraus möglicherweise Extreme: Entweder eine Ablehnung gegenüber Geld (weil es als kalt und manipulierend erlebt wurde) oder eine Überbewertung, bei der Geld zur Hauptquelle von Selbstwert wird. Beide Extreme können den Nährboden für Findom legen.
Ein Mensch, der unbewusst glaubt „Ich bin es nicht wert, etwas zu besitzen“, könnte als Sub missbräuchliche finanzielle Unterwerfung geradezu als vertraut empfinden (da es das vertraute Gefühl der eigenen Wertlosigkeit bestätigt). Umgekehrt könnte jemand, der gelernt hat „Liebe muss man sich verdienen (erkaufen)“, als Erwachsener in Findom-Dynamiken nach dieser erkauften Form von Bestätigung suchen.
Wichtig ist: Solche Zusammenhänge sind individuell unterschiedlich, aber frühkindliche Lernerfahrungen setzen oft die Grundmuster, wie wir uns in späteren Macht- und Abhängigkeitsbeziehungen verhalten.
Scham bezüglich Geld und Macht
Geld und Macht sind grundsätzlich neutrale Dinge.
Viele Menschen, die sich in finanzielle Kontrollbeziehungen begeben, tragen jedoch eine tiefe, oft unbewusste Scham in Bezug auf Geld oder materiellen Erfolg in sich. Die bewusste Unterwerfung unter finanzielle Kontrolle kann paradoxerweise als Versuch verstanden werden, diese Scham zu transformieren: Indem das "Beschämende" aktiv gewählt und zelebriert wird, verliert es seinen Stachel und wird zum Instrument der Selbstermächtigung.
Familiäre Muster und Beziehungsvorbilder:
Nicht nur die persönliche Erfahrung mit Geld, sondern auch das familiäre Beziehungsmodell kann die Neigung zu Abhängigkeiten beeinflussen. Kinder, die in Haushalten aufwachsen, in denen ein Ungleichgewicht zwischen den Elternteilen herrscht – etwa ein Elternteil hat die alleinige finanzielle Kontrolle – übernehmen dieses Muster oft unbewusst.
Beispielsweise könnte ein Junge, der erlebt hat, dass sein Vater über Geld die gesamte Familie dominierte und die Mutter finanziell klein hielt, als Erwachsener entweder selbst einen Drang verspüren, Frauen finanziell zu „dienen“, weil er Unterwerfung als Normalform von Nähe abgespeichert hat, oder er wiederholt die Täterrolle und kontrolliert seinerseits Partnerinnen finanziell, weil er es nicht anders kennt.
Die Psychologie kennt das Konzept der Wiederholungszwänge – man sucht unbewusst vertraute Beziehungsmuster, selbst wenn sie destruktiv sind.
Zudem leiden Menschen aus finanziell dysfunktionalen Familien später häufiger unter einem geringen Selbstwertgefühl und ausgeprägter Verlustangst.
Co-Abhängigkeit kann entstehen: Man stellt die eigenen Bedürfnisse völlig zurück (sei es emotional oder materiell), um die Zuneigung eines Partners nicht zu verlieren. In einer solchen Mentalität fällt es leicht, enorme finanzielle Opfer zu bringen, nur um sich geliebt oder gebraucht zu fühlen.
Selbstbestrafung
Auch Selbstbestrafungstendenzen können ihren Ursprung in der Familie haben – etwa wenn ein Kind für Misserfolge stark beschämt wurde, kann sich später das Gefühl manifestieren, Bestrafung „verdient“ zu haben. Findom bietet in diesem Fall ein Ventil: Der submissive Part lässt sich finanziell ausnehmen und beleidigen, was einer selbstgewählten Bestrafung für das vermeintliche eigene „Ungenügen“ gleichkommt.
Gesellschaftliche Einflüsse (Kontrolle, Macht und Geldverständnis)
Beispielhaft sollen hier die Geschlechterrollen herangezogen werden.
Historisch sind diese von finanziellen Machtverhältnissen geprägt. In patriarchalen Gesellschaftsstrukturen war es üblich, dass der Mann über das Familienvermögen bestimmt, während die Frau finanziell abhängig ist. Diese traditionelle Kopplung von Geschlecht und Geldmacht wirkt bis heute nach und kann unbewusst in Findom-Fantasien mitschwingen.
Einige Männer empfinden es möglicherweise als besonders demütigend-erregend, einer Frau Geld zu geben, da es einen Rollentausch zur klassischen Versorgerrolle darstellt.
Umgekehrt nutzen manche Frauen diese Dynamik bewusst aus, um ein Gefühl von Kontrolle und Überlegenheit gegenüber Männern zu gewinnen, was in einer ansonsten von Männern dominierten Finanzwelt als reizvoller Machtgewinn erlebt werden kann.
Kurz: Die sozio-kulturellen Narrative von Geld und Macht liefern den Hintergrund, vor dem individuelle Findom-Dynamiken erst verständlich werden. Wenn Geld in der Gesellschaft als zentraler Wert gilt und Machtgefälle in vielen Bereichen (Beruf, Politik, Familie) als gegeben betrachtet werden, überrascht es wenig, dass diese Muster auch in zwischenmenschlichen Beziehungen – ob toxisch oder einvernehmlich fetishistisch – reproduziert werden.
3. Emotionale Auswirkungen von Findom
Viele Betroffene berichten von einer schleichenden Veränderung ihres Selbstbildes. Was als befreiender Akt der Hingabe beginnt, kann sich unmerklich in einen Schatten verwandeln, der andere Lebensbereiche verdunkelt:
- Sie spüren vielleicht, wie sich Ihre Beziehungen zu Familie und Freunden verändern, weil Sie sich zunehmend für Ihre finanzielle Situation schämen
- Der anfängliche Kick der Machtabgabe weicht möglicherweise einer tiefen Verunsicherung über Ihre Zukunft
- Berufliche Entscheidungen werden komplizierter, weil die finanzielle Abhängigkeit Ihre Handlungsfreiheit einschränkt
4. Relevante therapeutische Ansätze
Für Personen, die in ungesunde finanzielle Abhängigkeitsmuster geraten sind – sei es in einer Findom-Fetisch-Beziehung, die außer Kontrolle gerät, oder in einer missbräuchlichen Partnerschaft mit finanzieller Gewalt – stellt sich die Frage, wie sie diese Dynamik durchbrechen können. Wichtig ist zunächst die Erkenntnis, dass Hilfe möglich und zulässig ist: Scham und Geheimhaltung sind häufig Teil des Problems, verstärken aber nur die Isolation. Im Folgenden einige Ansätze und Mechanismen, die in der Aufarbeitung und Heilung solcher Muster eine Rolle spielen.
Erkennen und Verstehen der Muster
Am Anfang jeder Veränderung steht die Bewusstwerdung. Betroffene müssen erkennen, dass die finanzielle Unterwerfung kein unabwendbares Schicksal ist, sondern ein erlerntes Verhalten bzw. ein wiederholtes Muster darstellt. Oft geschieht dieser Schritt, wenn der Leidensdruck groß wird – z.B. wenn man durch Findom in ernsthafte finanzielle Schwierigkeiten gerät oder merkt, dass man ohne die demütigenden Tributzahlungen kaum noch Befriedigung empfinden kann.
Therapeutisch wird dann zunächst daran gearbeitet, die individuellen Auslöser und Funktion dieser Dynamik zu verstehen. Welche Bedürfnisse werden durch das Verhalten erfüllt? Geht es um das Gefühl, geliebt/gebraucht zu werden, um sexuelle Befriedigung, um das Ausleben von Scham oder Schuld? Und woher könnten diese Bedürfnisse stammen (z.B. aus früheren Erfahrungen)? Dieses tiefere Verständnis ist entscheidend, denn ohne Einsicht in die eigenen Motive fällt es schwer, an den richtigen Stellschrauben anzusetzen.
Ein Therapeut oder eine Therapeutin kann helfen, die oft schambesetzten Themen angstfrei zu explorieren. Allein die Tatsache, offen über die heimliche Abhängigkeit zu sprechen, kann entlastend wirken und die gefühlte Allmacht des Musters brechen.
Bei vielen Betroffenen sitzt die Scham sehr tief – umso wichtiger ist ein vertrauensvoller, nicht-verurteilender Rahmen in der Therapie.
Immer wenn der Fetisch eine sexuelle Komponente hat, macht es Sinn, das ganze mit geschulten Spezialisten in einer Pornosucht Therapie aufzuarbeiten.
Aufarbeitung von Selbstwert und Emotionen
Ein zentrales therapeutisches Ziel ist häufig die Stärkung des Selbstwertgefühls und die Auflösung verzerrter Glaubenssätze. Wie gesehen, leiden viele Betroffene unter Gefühlen von Wertlosigkeit, die sie durch das Findom-Erlebnis zeitweise kompensieren (sie fühlen sich z.B. gebraucht oder „bezahlen“ für Zuwendung).
In der FreiVonX Therapie und Beratung wird daher daran gearbeitet, ein gesundes Gefühl der Selbstachtung aufzubauen, das nicht an äußere (materielle) Bedingungen geknüpft ist. Methoden aus der kognitiven Verhaltenstherapie können helfen, negative Gedanken wie „Ich verdiene es, ausgenutzt zu werden“ oder „Ohne Geld kann mich niemand lieben“ zu identifizieren und zu verändern.
Unterbewusste Emotionen bewusst machen und bearbeiten
Parallel dazu ist es wichtig,unterdrückte Emotionen zu bearbeiten. Viele Betroffene nutzen die Findom-Interaktionen als Ventil für Stress, Angst, Schuld oder Einsamkeit.
Diese Gefühle gilt es, auf konstruktive Weise zu durchleben und zu bewältigen, statt sie durch schädliche Verhaltensweisen zu betäuben.
Techniken aus der Traumatherapie oder aus der Suchttherapie (z.B. das ABC-Modell zur Rückfallprävention) können je nach Einzelfall eingebunden werden.
Abbau der Schuld und Scham
Wichtig ist auch, Scham und Schuld abzubauen – viele sklavische Findom-Teilnehmer schämen sich zutiefst für ihre „Schwäche“ oder fühlen Schuld gegenüber Familie, weil sie Geld vergeudet haben. Hier hilft es, das Erlebte in einen Kontext zu stellen (z.B. als erlerntes Bewältigungsverhalten) und aktiv Vergebung für sich selbst zu üben.
Vielen Männern hilft es, sich das erste Mal einem qualifizierten Spezialisten zu öffnen, dies ermöglichen auch die Ansprechpartner von FreiVonX:
Aufklärung kann auch vorerst sein, sich gezielt selbst auf die Pornosucht-Ursachensuche zu machen.
Nach der Ursachen-Identifikation ist der nächste Schritt:
Neue Bewältigungsstrategien etablieren
Wenn Stress und emotionale Leere auftaucht - was macht der Betroffene dann konkret?
Hier kann der Wechsel zu “gesünderen” Kompensationsmechanismen wie Sport, Achtsamkeitsübungen, kreative Hobbys oder Sozialisierung (Freunde treffen, Gruppenaktivitäten) helfen.
Um die gedankliche Fixierung auf die problematische Dynamik aufzubrechen und den Rückfalldruck zu senken, ist jedoch die Ursache gezielt an die Oberfläche zu holen und gesunde Wege des Umgangs mit den Ursachen zu erlernen. In vielen Fällen ist es deshalb ratsam, sich professionelle Hilfe zu suchen – idealerweise Therapeuten, die Erfahrung mit diesen sexualisierten Abhängigkeiten haben.
Zwar ist Findom-Sucht keine offiziell anerkannte Diagnose, doch Behandlungskonzepte etwa aus der Sexsucht-Therapie oder der Spielsucht lassen sich in der Praxis übertragen (Quelle).
Erste Schritte zur Veränderung
Heilung bedeutet nicht, Ihre emotionalen Bedürfnisse zu verleugnen, sondern neue Wege zu finden, sie zu erfüllen. Dies sind Schritte, die in einer spezialisierten Pornosucht Therapie gegangen werden:
- Selbstverständnis statt Selbstverurteilung
- Erkennen Sie die Weisheit in Ihrem Verhalten: Es war ein Versuch, tiefe emotionale Bedürfnisse zu erfüllen
- Verstehen Sie, dass Scham die Situation nur verschlimmert
- Erlauben Sie sich, Hilfe anzunehmen, ohne sich dafür zu verurteilen
- Praktische Schritte zur Sicherheit
- Entwickeln Sie in Ihrem eigenen Tempo ein Gefühl für gesunde finanzielle Grenzen
- Schaffen Sie sich einen "Notanker" - einen kleinen finanziellen Puffer für Ihre Sicherheit
- Bauen Sie schrittweise ein Unterstützungsnetzwerk auf
- Erschweren Sie finanzielle Transaktionen - es wird das Problem nicht ursächlich lösen - aber diese Reibung hilft, weniger impulsiv zu handeln.
- Technische Hilfsmittel können ebenso unterstützen – etwa Web-Filter oder Blocking-Software, die den Zugang zu typischen Findom-Plattformen unterbindet.
Solche Schritte schützen vor allem in der Anfangsphase, wenn die Versuchung noch groß ist.
Eine dauerhafte Lösung ist dies jedoch nicht, solange die zugrundeliegenden Ursachen nicht gelöst wurden. Ein Gespräch mit einem Spezialisten kann hier ein erster Schritt bei der Ursachen-Identifikation sein.
- Neue Wege der Erfüllung
- Entdecken Sie alternative Möglichkeiten, Intimität und Hingabe zu erleben
- Lernen Sie, Ihre Bedürfnisse nach Kontrolle oder Kontrollabgabe auf gesündere Weise zu befriedigen
- Entwickeln Sie ein neues Verhältnis zu Geld, das Ihre emotionalen Bedürfnisse respektiert
- Verschieben Sie die zugrundeliegende Scham-Sucht-Dynamik. Rückfälle sind kein “Versagen des Charakters”. “Jetzt ist eh alles egal”-Einstellung wirft Betroffene oft weit zurück, erhöht die emotionale Belastung und damit auch den Rückfalldruck. Ein gesunder Selbstumgang und gesunde Grenzen dürfen in der Behebung der wahren Ursachen der Sucht erlernt werden.
Eine neue Perspektive finden
Der Weg aus der finanziellen Kontrollbeziehung ist eine Reise der Selbstentdeckung. In der therapeutischen Begleitung bei Pornosucht geht es darum:
- Ihre Geschichte ohne Urteil zu hören und zu verstehen
- Gemeinsam neue Perspektiven zu entwickeln
- Sie dabei zu unterstützen, Ihre eigene Form von Autonomie zu finden
Die Kraft der Veränderung liegt in Ihnen
Sie sind nicht allein, und Sie sind mehr als Ihre finanzielle Situation. Mit der richtigen Unterstützung können Sie:
- Ihre emotionalen Bedürfnisse besser verstehen und erfüllen
- Neue Wege der Selbstbestimmung entdecken
- Ein Leben aufbauen, das sowohl Ihre Sicherheit als auch Ihre tieferen Bedürfnisse respektiert
Sie machen den ersten Schritt, indem Sie dies lesen. Der nächste Schritt kann ein vertrauliches Gespräch mit uns sein - in Ihrem Tempo, mit Ihren Bedingungen. Wir sind hier, um zuzuhören und zu verstehen.
Häufige gestellte Fragen (FAQ) zu finanziellen Abhängigkeitsbeziehungen (Findom)
Fallbeispiele und psychotherapeutische Erkenntnisse (klicken zum Aufklappen)
Aus Berichten von Therapeut*innen und Betroffenen lassen sich einige wiederkehrende Themen ableiten. Ein häufig genanntes Beispiel sind Männer in hohen beruflichen Positionen, die in der Findom-Rolle einen Ausgleich suchen – hier steht im Vordergrund, einen Weg zu finden, mit dem Arbeitsstress und dem Kontrollbedürfnis anders umzugehen (etwa durch Entspannungsverfahren oder Rollentausch in anderer, gesünderer Form) statt durch selbstschädigende Unterwerfung.
In anderen Fällen ähneln die Mechanismen eher einer klassischen Abhängigkeitsbeziehung: Der Betroffene gleitet schleichend in immer extremere Forderungen hinein (zunächst kleine Geldbeträge, dann Gehaltsübergabe, bis hin zur Verschuldung) und verhält sich wie in einer missbräuchlichen Partnerschaft, wo trotz „Liebesbeweisen“ zugleich Erpressung oder Gewalt im Spiel sind.
Ein extremes Beispiel hat ein Mann in unserer FreiVonX-Betreuung geschildert, der schließlich sogar einen Erpressungsvertrag unterschrieb und drohte, alles (Job, Familie) zu verlieren, bis er sich mit hoher Ausstiegszahlung freikaufen musste, bevor er sich an uns wendete.
Solche Geschichten zeigen, wie tief die psychische Verkettung aus Scham, Lust und Sucht sein kann. Die Demütigung durch die Rückfälle kann wiederum das geringe Selbstwertgefühl verstärken und einen Teufelskreis erzeugen.
Bin ich süchtig nach Findom oder ist das nur ein harmloser Fetisch? (klicken zum Aufklappen)
Findom kann sowohl ein harmloser Fetisch als auch eine problematische Abhängigkeit sein – der Unterschied liegt in der Kontrolle. Wenn Sie bewusst und mit klaren Grenzen an Findom teilnehmen, ohne dass es negative Auswirkungen auf Ihr Leben hat, kann es ein einvernehmlicher Kink sein. Wird es jedoch zwanghaft, verursacht finanzielle Schwierigkeiten oder hinterlässt nach jeder Zahlung Schuld- und Schamgefühle, liegt wahrscheinlich eine Abhängigkeitsentwicklung vor. Ein guter Selbsttest: Fühlen Sie sich nach einer Zahlung erfüllt oder eher leer und frustriert? Und können Sie aufhören, wenn Sie es möchten bzw. es sich vorgenommen haben zu pausieren?
Warum fühle ich mich so stark zu finanzieller Unterwerfung hingezogen? (klicken zum Aufklappen)
Die Gründe für die Faszination an Findom sind individuell, haben aber oft tiefere psychologische Wurzeln. Viele Betroffene berichten, dass sie sich durch den Kontrollverlust sexuell erregt fühlen oder durch das Bezahlen eine Art emotionale Nähe und Anerkennung erhalten. In manchen Fällen spielen frühe Erfahrungen mit Geld, Macht oder Beziehungsmustern eine Rolle – etwa wenn finanzielle Abhängigkeit, Bestrafung oder Belohnung schon in der Kindheit stark mit Liebe und Anerkennung verknüpft wurden. Auch kann es ein Ventil für Stress sein: Menschen, die im Alltag sehr viel Verantwortung tragen, erleben es manchmal als befreiend, diese Macht abzugeben.
Ich will aufhören, aber ich schaffe es nicht – was kann ich tun? (klicken zum Aufklappen)
Der erste Schritt ist, Ihr eigenes Verhalten ehrlich zu hinterfragen: Welche Situationen oder Emotionen lösen den Drang aus, Geld zu geben? Oft sind es Stress, Einsamkeit oder Selbstzweifel, die durch den Kick des Zahlens kurzfristig überdeckt werden. Um aus dem Muster auszubrechen, können Sie konkrete Maßnahmen ergreifen: Setzen Sie sich klare finanzielle Limits, blockieren Sie Zahlwege oder Webseiten, und suchen Sie sich alternative Wege, Ihre emotionalen Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn Sie merken, dass Sie alleine nicht aussteigen können, ist es sinnvoll, sich Unterstützung zu holen – ob durch Therapie, Selbsthilfegruppen oder finanzielle Beratung.
Eine Möglichkeit sind die digitalen Ansprechpartner von FreiVonX: www.freivonx.de
Eine Möglichkeit sind die digitalen Ansprechpartner von FreiVonX: www.freivonx.de
Ist es möglich, Findom in gesunden Grenzen auszuleben? (klicken zum Aufklappen)
Grundsätzlich ja, wenn klare Regeln und Grenzen bestehen. In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Betroffene sich nicht daran halten können und deshalb eine komplette Befreiung nachhaltiger ist.
Wenn Sie Findom als Fetisch genießen möchten, aber nicht möchten, dass es Ihr Leben ruiniert, können Sie feste finanzielle Obergrenzen setzen, Ihre Zahlungen offen mit einer Vertrauensperson besprechen oder bewusst nur mit Personen interagieren, die Ihre Grenzen respektieren. Wichtig ist, dass Sie sich nach den Zahlungen gut fühlen und nicht von Scham oder Reue begleitet werden. Wenn Sie merken, dass Sie immer wieder gegen Ihre eigenen Grenzen verstoßen, könnte ein tiefer liegendes Problem vorliegen.
Wenn Sie Findom als Fetisch genießen möchten, aber nicht möchten, dass es Ihr Leben ruiniert, können Sie feste finanzielle Obergrenzen setzen, Ihre Zahlungen offen mit einer Vertrauensperson besprechen oder bewusst nur mit Personen interagieren, die Ihre Grenzen respektieren. Wichtig ist, dass Sie sich nach den Zahlungen gut fühlen und nicht von Scham oder Reue begleitet werden. Wenn Sie merken, dass Sie immer wieder gegen Ihre eigenen Grenzen verstoßen, könnte ein tiefer liegendes Problem vorliegen.
Sollte ich professionelle Hilfe suchen? (klicken zum Aufklappen)
Wenn Findom Ihr Leben negativ beeinflusst – sei es finanziell, emotional oder sozial –, dann kann professionelle Hilfe eine sinnvolle Option sein. Sie sind nicht allein mit diesem Problem, und es gibt spezialisierte Therapeuten, die sich mit Verhaltensabhängigkeiten oder finanziellen Kontrollthemen auskennen. Ein Therapiegespräch kann helfen, die Ursachen Ihrer Findom-Anziehung zu verstehen und Strategien zu entwickeln, um entweder kontrollierter damit umzugehen oder sich vollständig davon zu lösen. Hilfe anzunehmen bedeutet nicht, dass mit Ihnen „etwas falsch“ ist – im Gegenteil: Es ist ein Zeichen von Selbstverantwortung und Stärke, wenn Sie sich um Ihr Wohlbefinden kümmern.