Sexsucht in der Partnerschaft – Wenn die Liebe leidet: Hilfe für Angehörige von Sexsüchtigen

Sexsucht belastet Partnerschaften emotional und psychologisch. Erfahren Sie, wie Sie als Angehörige von Sexsüchtigen Unterstützung finden, Beziehungen stärken und destruktive Muster durchbrechen können.

Sexsucht ist eine ernstzunehmende Verhaltenssucht, die nicht nur die Betroffenen selbst, sondern auch ihre Partner und Angehörigen vor große Herausforderungen stellt. Viele Menschen fragen sich: „Ist mein Partner sexsüchtig?“, „Wie kann ich helfen?“ oder sogar „Kann unsere Beziehung das überleben?“
In diesem Artikel erfährst du, woran du Sexsucht erkennst, welche Auswirkungen sie auf Beziehungen hat und welche Wege es gibt, um als Angehöriger mit der Situation umzugehen.
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Sexsucht in Partnerschaften: Das Wichtigste im Überblick

  1. Definition: Sexsucht ist eine Verhaltenssucht, bei der Betroffene ihr sexuelles Verlangen nicht mehr kontrollieren können.
  1. Symptome: Zwanghaftes sexuelles Verhalten, Verheimlichung, Kontrollverlust, emotionale Distanz und negative Auswirkungen auf Beziehungen.
  1. Folgen: Vertrauensverlust, emotionale Verletzungen, sexuelle Probleme, psychische Belastungen wie Stress, Angstzustände und Depressionen.
  1. Betroffene: Sexsucht betrifft nicht nur den Süchtigen selbst, sondern auch Partner, Familie und enge Freunde.
  1. Hilfsansätze: Aufklärung, offene Gespräche, klare Grenzen, therapeutische Unterstützung sowie Selbsthilfegruppen für Angehörige.

Sexsucht: Wenn das Verlangen zur Sucht wird

Sexsucht, auch Hypersexualität oder zwanghaftes sexuelles Verhalten genannt, ist eine Störung, bei der das sexuelle Verlangen außer Kontrolle gerät. Betroffene verspüren einen zwanghaften Drang nach sexuellen Handlungen – sei es durch Pornografie, Masturbation, häufig wechselnde Sexualpartner oder exzessive Nutzung von Escort-Diensten.

Statistiken zur Sexsucht

Sexsucht betrifft eine erhebliche Anzahl von Menschen und hat oft tiefgreifende Auswirkungen auf Partnerschaften und Ehen. Hier sind einige relevante wissenschaftliche Erkenntnisse:
  • Allgemeine Prävalenz: Studien zeigen, dass etwa 3-6% der Erwachsenen in den USA Symptome von Sexsucht aufweisen, was Millionen von Menschen entspricht. Eine nationale Umfrage ergab, dass 8% der Erwachsenen zwanghaftes sexuelles Verhalten berichteten (Quelle).
  • Geschlechterverteilung: Männer sind häufiger betroffen als Frauen. In einer Studie gaben 10,3% der Männer und 7% der Frauen an, unter außer Kontrolle geratenem sexuellen Verhalten zu leiden (Quelle).

Typische Anzeichen für Sexsucht

Sexsucht äußert sich oft durch wiederkehrende, zwanghafte Gedanken an Sex sowie durch das Unvermögen, das Verhalten zu kontrollieren. Typische Anzeichen sind:
  1. Zwanghaftes sexuelles Verhalten: Betroffene konsumieren exzessiv Pornografie, nutzen Escorts oder haben wiederholt Affären, obwohl sie es nicht möchten.
  1. Verheimlichung: Der Partner verheimlicht sein Verhalten, lügt oder trifft geheime Vereinbarungen mit anderen Personen.
  1. Emotionale Distanz: Die emotionale Verbindung in der Beziehung leidet, da der Fokus stark auf das eigene Verlangen gelegt wird.
  1. Verlust der Kontrolle: Trotz mehrfacher Versuche, das Verhalten zu ändern, kehrt der Betroffene immer wieder in alte Muster zurück.
  1. Negative Konsequenzen: Berufliche Probleme, finanzielle Belastungen oder das Zerbrechen der Beziehung aufgrund der Sexsucht.

Die Auswirkungen auf Partner und Angehörige

Sexsucht betrifft nicht nur den Betroffenen selbst – auch Partner, Familienmitglieder und enge Freunde leiden oft mit. Besonders in Beziehungen sind die Auswirkungen gravierend:
  1. Vertrauensverlust: Lügen und Heimlichkeiten führen zu einem tiefen Misstrauen. Partner fühlen sich betrogen und hintergangen, selbst wenn es keine körperliche Untreue gibt.
  1. Emotionale Verletzungen: Die ständige Angst, nicht genug zu sein, Vergleiche mit anderen oder die Abwertung durch den Suchtkranken können das Selbstwertgefühl des Partners schwer beschädigen.
  1. Sexuelle Probleme: Viele Partner von Sexsüchtigen erleben einen Rückgang der eigenen sexuellen Lust oder fühlen sich in der Intimität unwohl. Die Sucht kann dazu führen, dass der Betroffene extreme Vorlieben entwickelt, die nicht mehr mit den Bedürfnissen des Partners übereinstimmen. Geheimhaltung und isolierendes Verhalten führen zur weiteren Entzweiung in der Partnerschaft.
  1. Psychische Belastung: Angehörige von Sexsüchtigen leiden oft unter Stress, Angstzuständen oder Depressionen. Die ständige Ungewissheit und die emotionale Belastung können gesundheitliche Auswirkungen haben.
Wissenschaftliche Untersuchungen zeigen folgendes:
  • In einer Untersuchung von Paaren, bei denen ein Partner sexsüchtig ist, waren 11% der Paare von Sexsucht bei beiden Partnern betroffen. Die häufigsten Herausforderungen umfassen Vertrauensverlust, Intimitätsprobleme und Konflikte (Quelle).
  • Emotionale Belastung für Partner: Frauen berichten oft von emotionaler Belastung, einschließlich posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), nachdem sie die Sucht ihres Partners entdeckt haben. Sie benötigen oft über ein Jahr, um wieder das Vertrauen in ihren Mann zurück zu gewinnen - diese Zeit beginnt jedoch erst nachdem sich der Mann befreit hat (Quelle).
  • Erhöhtes Scheidungsrisiko durch Pornografiekonsum: Die Wahrscheinlichkeit einer Scheidung verdoppelt sich für verheiratete Amerikaner, die zwischen den Umfragewellen mit dem Konsum von Pornografie beginnen. Das Odds Ratio beträgt 2,19, was auf eine signifikante Verbindung zwischen Pornografiekonsum und Scheidungswahrscheinlichkeit hinweist (Quelle)
  • Negative Auswirkungen auf glückliche Ehen: Pornografiekonsum kann eine ansonsten glückliche Ehe destabilisieren. Personen, die ihre Ehe als „sehr glücklich“ beschrieben, zeigten einen deutlichen Anstieg der Scheidungswahrscheinlichkeit von 3 % auf 12 %, wenn sie mit dem Konsum von Pornografie begannen. (Quelle)
  • Generell verringert Pornografiekonsum die sexuelle und emotionale Zufriedenheit in romantischen Beziehungen (Quelle)
 
Hier finden Sie ein Interview mit einer betroffenen Frau, die ihre persönlichen Auswirkungen schildert, und auch, was sich nach der Rehabilitierung in ihrer Partnerschaft veränderte:
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Wie kann ich meinen Mann unterstützen? 3 Schritte

Viele Partner und Angehörige fragen sich, ob sie den Betroffenen retten oder die Beziehung retten können und wie sie ihrem Mann ggf. helfen können. Wichtig ist, zu erkennen, dass Heilung nur möglich ist, wenn der Süchtige selbst dazu bereit ist. Hier sind einige konkrete Schritte, die helfen können:
  1. Informiere dich über Sexsucht: Je mehr du über die Erkrankung weißt, desto besser kannst du mit der Situation umgehen. Fachliteratur, Podcasts oder der Austausch mit Experten können helfen, die Sucht besser zu verstehen.
  1. Gespräch suchen – aber ohne Vorwürfe: Anklagen und Vorwürfe verstärken oft die Abwehrhaltung des Betroffenen. Stattdessen hilft es, in einem ruhigen Moment ehrlich über eigene Gefühle zu sprechen: "Ich fühle mich verletzt und hilflos, weil ich merke, dass dein Verhalten unsere Beziehung belastet.“
  1. Setze klare Grenzen: Suchtverhalten kann dazu führen, dass der Partner wiederholt enttäuscht wird. Klare Grenzen helfen dabei, sich selbst zu schützen: „Ich kann nicht in einer Beziehung bleiben, in der ich belogen werde. Ich brauche Ehrlichkeit und Veränderung.“
  1. Unterstütze eine Therapie: Eine professionelle Therapie kann entscheidend sein. Falls der Betroffene bereit ist, sich Hilfe zu suchen, kannst du ihn in der Suche nach Therapeuten oder Selbsthilfegruppen unterstützen. Dennoch sollte er die Verantwortung für seine Heilung selbst übernehmen.
  1. Selbsthilfe für Angehörige: Es gibt spezielle Selbsthilfegruppen für Angehörige von Sexsüchtigen (z. B. CoDA oder S-Anon). Der Austausch mit anderen kann helfen, eigene Gefühle zu verarbeiten und neue Perspektiven zu gewinnen.
  1. Eigene Grenzen und Bedürfnisse achten: So wichtig es ist, den Betroffenen zu unterstützen, solltest du auch an dich selbst denken. Deine eigenen Bedürfnisse und dein Wohlbefinden sind genauso wichtig wie die Heilung des Partners.

Wenn alle Stricke reißen: Wann ist eine Trennung der beste Weg?

Nicht jede Beziehung übersteht eine Sexsucht. Wenn du trotz aller Bemühungen immer wieder belogen wirst, dich emotional ausgenutzt fühlst oder dein eigenes Leben stark leidet, kann eine Trennung die gesündeste Entscheidung sein.
Fragen, die du dir stellen kannst: Ist mein Partner bereit, Verantwortung für seine Sucht zu übernehmen? Fühle ich mich emotional sicher in dieser Beziehung? Sind meine Grenzen respektiert worden? Sehe ich eine echte Veränderung oder nur leere Versprechungen?
Falls die Antwort auf viele dieser Fragen „Nein“ ist, solltest du überlegen, ob die Beziehung dir noch guttut.

Fazit: Du bist nicht allein

Sexsucht ist eine ernstzunehmende Erkrankung, die weitreichende Auswirkungen auf Beziehungen und Familien hat. Als Angehöriger ist es wichtig, informiert zu bleiben, klare Grenzen zu setzen und auch auf das eigene Wohlbefinden zu achten. Unterstützung gibt es – sowohl für Betroffene als auch für deren Partner.
💡 Kostenlose Erstberatung: Wenn du dich in dieser Situation wiedererkennst und nicht weißt, wie du damit umgehen sollst, melde dich für ein unverbindliches Gespräch mit einem erfahrenen Spezialisten: