Sexsucht – Ursachen, Symptome und Behandlung der Hypersexualitätsstörung

Inhaltsverzeichnis
1. Definition: Was ist eine Sexsucht?
Sexsucht – in der Fachsprache oft als Hypersexualitätsstörung oder zwanghaftes Sexualverhalten bezeichnet – beschreibt ein Verhalten, bei dem sexuelle Fantasien, Impulse und Handlungen nicht mehr kontrolliert werden können und zu Leidensdruck oder Beeinträchtigungen führen (Quelle: mayoclinic.org).
Wissenschaftlich wird diskutiert, ob es sich um eine Form von Verhaltenssucht (ähnlich wie Spielsucht) oder eher um eine Impulskontrollstörung handelt.
In der aktuellen internationalen Klassifikation (ICD-11 der Weltgesundheitsorganisation) ist „Compulsive Sexual Behavior Disorder“ (CSBD) als Impulskontrollstörung aufgenommen (Quelle: healio.com).
Sie ist gekennzeichnet durch…
eine anhaltende Unfähigkeit, intensive sexuelle Impulse oder Urges zu steuern, wodurch es über mindestens 6 Monate zu repetitiven sexuellen Verhaltensmustern kommt, die negative Folgen im Familien-, Sozial- oder Berufsleben haben.
Quelle: healio.com
Gut zu wissen: Eine Ausprägungsform der Sexsucht ist die Pornosucht. Pornografie ist ein modernes Mittel, wodurch die “Droge Sex” 24/7, immer verfügbar ist.
2. Häufigkeit: Wie häufig tritt Sexsucht in Deutschland auf?
Zur Verbreitung von Sexsucht in der Allgemeinbevölkerung gibt es erst in jüngerer Zeit belastbare Daten. Eine aktuelle bevölkerungsrepräsentative Studie (deutsche Gesundheits- und Sexualitätsbefragung, GeSiD, 2022) fand, dass etwa 4,9% der Männer und 3,0% der Frauen in Deutschland im Laufe ihres Lebens Erfahrungen gemacht haben, die mit den ICD-11-Kriterien einer zwanghaften Sexualverhaltensstörung übereinstimmen.
Laut einer aktuellen Gesundheits- und Sexualitätsbefragung, die den Zeitraum der letzten 12 Monate betrachtet, sind 3,2 % der Männer und 1,8 % der Frauen in Deutschland innerhalb der letzten 12 Monate von Hypersexualität betroffen (Quelle). Über das gesamte Leben betrachtet, geben 4,9 % der Männer und 3,0 % der Frauen an, Erfahrungen mit zwanghaftem Sexualverhalten gemacht zu haben (Quelle). Damit ist Sexsucht eine ernstzunehmende, aber oft unterschätzte psychische Störung.
Auch international bewegen sich die Prävalenzschätzungen in ähnlicher Größenordnung. Studien in westlichen Ländern kommen insgesamt auf etwa 3–10% der Männer und 2–7% der Frauen, die Kriterien einer Sexsucht erfüllen könnten (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov).
In spezifischen Teilgruppen können die Raten höher liegen – so identifizierte z.B. eine Online-Befragung junger Erwachsener in Deutschland etwa 10,5% der Teilnehmenden als hypersexuell (Quelle: ssoar.info).
3. Sexsucht Diagnose: Woran erkenne ich eine Sexsucht? Symptome, diagnostische Merkmale und Sexsucht Test
Wichtig für die Diagnose ist, dass der Betroffene selbst unter der Situation leiden. In diesem Sinne hatte die American Psychiatric Association die Aufnahme der sogenannten „Hypersexual Disorder“ in das DSM-5 (Diagnosehandbuch) 2013 abgelehnt, doch 2019 wurde die Störung schließlich von der WHO in ICD-11 anerkannt (Quelle: pmc.ncbi.nlm.nih.gov).
Diagnostische Kriterien umfassen typischerweise:
- übermäßig viel Zeit, Gedanken und Energie, die in sexuelle Aktivitäten fließen;
- wiederholte erfolglose Versuche, das Verhalten zu kontrollieren;
- Fortführung des Sexualverhaltens trotz negativer Konsequenzen; und
- starkem Leidensdruck oder funktionellen Beeinträchtigungen als Folge
Quelle: healio.com / researchgate.net
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Wann besteht KEINE Sexsucht?
Wichtig ist die Abgrenzung zu einem einfach nur hohen Sexualtrieb. Ein hoher Libido oder häufige einvernehmliche sexuelle Aktivitäten für sich genommen stellen keine Störung dar, solange keine Selbstkontrollprobleme und keine negativen Folgen auftreten. Entscheidend für die Diagnose Sexsucht ist das Ausmaß an Kontrollverlust und Leidensdruck.
Mit anderen Worten: Jemand kann ein reges Sexualleben haben, ohne „sexsüchtig“ zu sein – pathologisch wird es erst, wenn das Verhalten außer Kontrolle gerät, ein Leidensdruck entsteht und das Leben der Person negativ beeinflusst.
4. Ursachen: Was sind Gründe für eine Sexsucht?
Die genauen Ursachen von Sexsucht sind komplex und multifaktoriell bedingt. Hier einige der häufigsten Einflussfaktoren:
- Neurobiologische Ursachen: Veränderungen im Belohnungssystem des Gehirns, ähnlich wie bei Substanzabhängigkeiten.
- Psychische Faktoren: Trauma, Angststörungen oder Depressionen können das Risiko für zwanghaftes Sexualverhalten erhöhen (Quelle).
- Soziale und Umweltfaktoren: Früher Kontakt mit Pornografie, problematische Beziehungsmuster oder sozialer Stress können eine Rolle spielen.
- Hormonelle Einflüsse: Einige Studien deuten darauf hin, dass ein Ungleichgewicht in Sexualhormonen das Verlangen verstärken kann (Quelle).
5. Sexsucht in der Partnerschaft: Fragen für Betroffene und Angehörige
Sexsucht kann nicht nur für die betroffene Person, sondern auch für Partner*innen oder Angehörige eine enorme Belastung darstellen. Relevante Fragen für Angehörige sind:
- Welche Anzeichen fallen mir auf? Gibt es Geheimnistuerei oder drastische Verhaltensänderungen?
- Leidet mein Partner unter seinem Verhalten oder verdrängt er es?
- Wie spreche ich das Thema an, ohne Vorwürfe zu machen?
- Wo kann ich selbst Unterstützung finden? (z. B. Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen)
- Wie setze ich klare Grenzen, um mich selbst zu schützen?
Menschen, die vermuten, von Sexsucht betroffen zu sein, und ebenso Angehörige oder Partner von Betroffenen stehen oft vor vielen unbeantworteten Fragen. Diese können zur Selbstreflexion beitragen und dabei helfen, die Situation besser einzuschätzen und Unterstützung zu suchen. Im Folgenden sind einige relevante Fragen zusammengestellt – teils für Betroffene selbst, teils für deren Partner oder Familienmitglieder:
Weitere Fragen für Angehörige - um ggf. weitere Schritte einzuleiten:
- „Welche Anzeichen von Sexsucht fallen mir bei meinem Angehörigen auf?“ – Wirkt es, als hätte mein Partner/Familienmitglied die Kontrolle über sein Sexualverhalten verloren? Gibt es auffällige Verhaltensänderungen (Geheimnistuerei, ständiges Online-Sein, häufige Ausreden), Anzeichen von exzessiver Pornografienutzung oder mehrere sexuelle Affären?
- „Leidet mein Angehöriger selbst unter seinem Verhalten – und wie leidet unsere Beziehung darunter?“ – Zeigt die Person Scham oder verzweifeltes Verhalten, das andeutet, dass sie in einem Teufelskreis steckt? Spüre ich in unserer Beziehung Misstrauen, Verletztheit, Distanz oder Konflikte, die durch das sexuelle Verhalten verursacht sind?
- „Wie kann ich das Thema ansprechen, ohne Vorwürfe und mit Unterstützung?“ – Überlege ich mir, wie ich in einem ruhigen Moment meine Sorgen ausdrücken kann („Ich mache mir Sorgen, weil…“) statt anklagend zu sein. Welche Worte kann ich finden, um Hilfe anzubieten und nicht zu verurteilen?
- „Wo finde ich Rat und Unterstützung?“ – Informiere ich mich über Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppenfür Angehörige von Sexsüchtigen? (Der Austausch mit anderen Betroffenen kann hilfreich sein, um besser zu verstehen, wie man damit umgehen kann.) Ebenso: Kenne ich Stellen, an die ich meinen Angehörigen zum Zwecke professioneller Hilfe ermutigen könnte (Therapeuten, Spezialambulanzen)?
- „Wie kann ich Grenzen setzen und mich selbst schützen?“ – Sollte ich gewisse Grenzen kommunizieren, um mich vor weiterem Vertrauensbruch oder gesundheitlichen Risiken zu schützen (z.B. Kondompflicht, Transparenz über Internetnutzung), und welche Unterstützung brauche ich selbst, um mit der Situation fertigzuwerden (eigene Therapie oder Beratung)?
Diese und ähnliche Fragen können ein Ausgangspunkt sein, um das Problem zu erkennen und ins Gespräch zu kommen. Es ist wichtig zu betonen, dass Sexsucht eine anerkannte Störung ist – weder die betroffene Person noch der Partner „sind schuld“ im moralischen Sinne. Offenheit, Information und das Hinzuziehen professioneller Hilfe können beiden Seiten helfen, mit der Situation umzugehen.
6. Sexsucht Behandlung - ein kurzer Überblick
- Kognitive Verhaltenstherapie (CBT)
- Medikamentöse Unterstützung
- Selbsthilfegruppen
- Paartherapie: Wenn die Sexsucht eine Beziehung belastet, kann eine Paartherapie helfen, Vertrauen und Kommunikation zu verbessern (Quelle).
- Umfassende Online Therapien
Es gibt wirksame Hilfsangebote für Sexsucht.
Typischerweise umfasst die Therapie psychotherapeutische Maßnahmen – besonders eine kognitive Verhaltenstherapie, die darauf abzielt, Auslöser und Denkmuster zu erkennen und bessere Bewältigungsstrategien zu entwickeln.
Oft werden auch Selbsthilfegruppen (z.B. nach dem 12-Schritte-Programm) begleitend genutzt. In manchen Fällen können Medikamente zum Einsatz kommen (etwa selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer, die impulsives Verhalten dämpfen, oder Naltrexon) – vor allem wenn zusätzlich andere psychische Probleme bestehen.
Laut fachlichen Informationen besteht die Behandlung in der Regel aus Psychotherapie, medikamentöser Unterstützung und Selbsthilfemaßnahmen, mit dem Ziel, die sexuellen Impulse in den Griff zu bekommen und das problematische Verhalten zu reduzieren, ohne die gesunde Sexualität gänzlich zu unterdrücken (Quelle: mayoclinic.org).
Begleiterkrankungen wie Depressionen, Angststörungen oder Substanzmissbrauch werden nach Möglichkeit mitbehandelt, da sie oft mit der Sexsucht verknüpft sind (Quelle: mayoclinic.org)
Wichtig zu wissen: Sexsucht ist behandelbar, und je früher sich Betroffene Hilfe suchen, desto besser sind in der Regel die Chancen, die Kontrollfähigkeit zurückzugewinnen und ein erfülltes, ausgewogenes Sexualleben (sowie Alltag) zu erreichen.
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Quellen:
Fachartikel, aktuelle Studien und Leitlinien (u.a. ICD-11 Kriterien der WHO
- Prävalenzdaten aus deutscher Bevölkerungsstudie: pubmed.ncbi.nlm.nih.gov
- Übersichtsarbeiten zur Hypersexualitätsstörung:
- klinische Informationen zu Symptomen und Beratung: mayoclinic.org; mayoclinic.org